Woche der Demokratie in Höhr-Grenzhausen schließt mit interkulturellem Brunch

Auf Initiative von Stefan Wolfram (Projekt Arbeit und Lernen e.V.) als Koordinierungs- und Fachstelle des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ (KuF) und der Verbandsgemeindeverwaltung wurde vom 23.09.-01.10.2016 eine „Woche der Demokratie“ durchgeführt. 

Im Rahmen von Projekten, welche durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert wurden, konnten den Bürgerinnen und Bürgern neben einer Ausstellung und interessanten Vortragsveranstaltungen auch die seit Januar 2015 im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ in der VG Höhr-Grenzhausen durchgeführten Projekte präsentiert werden.

Zum Auftakt der „Woche der Demokratie“ hatten Stefan Wolfram (KuF) und Bürgermeister Thilo Becker am 23.09.2016 zur Eröffnung der Ausstellung „Wenn ihr hier ankommt“ in das Keramik Kasino in Höhr-Grenzhausen eingeladen. Gemeinsam mit Christoh Gann, Kurator der Ausstellung, und Schauspielerin Liljana Elges, die den Briefwechsel der Familie in Lesungen präsentiert, eröffneten Stefan Wolfram und Bürgermeister Thilo Becker die Ausstellung. In chronologischen Textmontagen wird das Schicksal der jüdischen Familie Mosbacher zwischen Kindertransport und gescheiterter Emigration dokumentiert. Tochter Eva Mosbacher ist zwölf Jahre alt, als sie ein Kindertransport nach England bringt. Briefe, Dokumente und Bilder schildern das Leben der Familie Mosbacher und ihr Schicksal. Hoffnung auf baldiges Wiedersehen prägt das Leben aller Beteiligten. Freude, Trauer und Zorn über Rückschläge spiegeln sich in den Briefwechseln. Sie verdeutlichen die verzweifelte Lage vieler jüdischer Familien vor rund 75 Jahren.

Am darauffolgenden Montag, 26.09.2016 hatte das „Projekt Arbeit und Lernen e.V.“ für die Vortragsveranstaltung zum Thema „Neue Rechte/Pegida/AfD“ mit Dr. Nils Franke und Andreas Speit zwei Experten auf dem Gebiet Rechtsextremismus/Rechtspopulismus nach Höhr-Grenzhausen eingeladen. In einem knapp dreistündigen Vortrag mit Diskussion erläuterten die beiden Experten den rund 30 Zuhörern das „Phänomen“ AfD und Pegida und gaben Tipps, wie Behauptungen von AfD/Pegida Anhängern mit einfachen Rückfragen aufgedeckt werden können.

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Die Experten im Bereich Rechtsextremismus/Rechtspopulismus Dr. Nils Franke und Andreas Speit (v.l.) bei der Diskussionsrunde am 26.09.2016

Zur 2. Demokratie-Konferenz 2016 konnten Stefan Wolfram (KuF) und Bürgermeister Thilo Becker am 27.09.2016 nur wenige Bürgerinnen und Bürger im CeraTechCenter in Höhr-Grenzhausen begrüßen. Neben der Vorstellung aller in 2016 im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ in Höhr-Grenzhausen durchgeführten und geplanten Projekte wurde über die Arbeit im Rahmen der Willkommenskultur berichtet und Martin Rüttgers, Politologe und Coach für das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ in Höhr-Grenzhausen stellte sich vor.

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Stefan Wolfram (Koordinierungs- und Fachstelle, P.A.u.L. e.V.), VG-Bürgermeister Thilo Becker und Coach Martin Rüttgers (v.l.) bei der 2. Demokratie-Konferenz 2016

Stefan Wolfram eröffnete die Demokratie-Konferenz und wies in seiner Begrüßung auf die Möglichkeiten einer Projektförderung im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ hin. Neben der Unterstützung bei der Entwicklung eines Projektes stehe Stefan Wolfram als Koordinierungs- und Fachstelle auch bei der Projektdurchführung zur Seite. Um die Palette der Projekte noch zu erweitern, möchte er neue Projektträger für ein Engagement im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gewinnen und ermutigte die Anwesenden, die Fördermöglichkeiten in Vereinen bekannt zu machen. Gibt es eine Projektidee, sollten sich Interessierte für eine weitere Planung direkt mit Stefan Wolfram in Verbindung setzen. Bürgermeister Thilo Becker verdeutlichte in seiner Begrüßung, dass die Betreuung und die Integration der geflüchteten Menschen in Höhr-Grenzhausen ein wichtiges Thema ist. Er verwies auf die Anstrengungen der Verwaltung, die zugewiesenen Menschen dezentral unterzubringen, um so die geflüchteten Menschen unmittelbar in die Gemeinschaft einzubinden und die Integration anzustoßen.

Martin Rüttgers, der als Coach im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ die Verwaltung unterstützt, kann mit einem Blick von „außen“ neue Impulse setzen und erkennen, welche Veränderungen für eine noch bessere Arbeit im Rahmen des Bundesprogramms in der VG Höhr-Grenzhausen erforderlich sein könnten. Herr Rüttgers zeigte sich bei seiner kurzen Vorstellung beeindruckt von dem breit aufgestellten Kreis der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und appellierte an alle Engagierten „Bleiben Sie am Ball“. Im Rahmen der Vorstellung der einzelnen Projekte erläuterte Stefan Wolfram dann auch die Arbeit des zu Jahresbeginn gegründeten Jugendforums. Das Jugendforum liegt sowohl Stefan Wolfram wie auch den Verantwortlichen der Verwaltung sehr am Herzen, da die Jugendlichen bereits in diesem Rahmen Demokratieverständnis und den wichtigen Stellenwert von Demokratie anhand ihres eigenen Engagements lernen. Die 2. Demokratie-Konferenz schloss mit einer regen Frage- und Diskussionsrunde, in deren Rahmen noch einmal die gute Arbeit von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, Verwaltung und den im Rahmen des Bundesprogramms aktiven Projektträgern deutlich wurde.

Am 28.09.2016 hat dann erneut das Thema „Rechtsextremismus“ im Fokus der Veranstaltung gestanden. Mit Stefan Rochow konnte P.A.u.L. e.V. einen ehemaligen NPD-Funktionär für einen Vortrag mit anschließender Diskussionsrunde gewinnen und rund 40 Zuhörer im Keramikmuseum begrüßen. Stefan Rochow berichtete in seinem knapp einstündigen Vortrag über seinen Weg in die „Rechte Szene“ und die Führungsriege der NPD in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern, über Situationen und Meinungsäußerungen von anderen Parteimitgliedern, die ihn zum Nachdenken brachten und letztlich zu dem Entschluss, der „rechten Szene“ und der Partei den Rücken zu kehren. In der anschließenden Diskussionsrunde wurde dann u.a. die Parallelen zwischen dem Einstieg in die „Rechte Szene“ und anderen radikalen Meinungsbildern deutlich und auch die Frage nach den Auswirkungen seines Ausstieges beantwortete Stefan Rochow den Zuhörern.

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Stefan Wolfram und der ehemalige NPD-Funktionär Stefan Rochow

Den Abschluss der Woche der Demokratie bildete dann am 01.10.2016 der Tag der Demokratie. An einem verregneten Samstagvormittag konnte Stefan Wolfram rund 50 Personen zu einem interkulturellen Brunch im Jugend- und Kulturzentrum „Zweite Heimat“ willkommen heißen. Neben der Vorstellung und Präsentation des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ sollten in diesem Rahmen auch die bisher in den Jahren 2015 und 2016 in Höhr-Grenzhausen mit dem Bundesprogramm ermöglichten und durchgeführten Projekte vorgestellt werden. So berichteten drei Ministrantinnen von den erschütternden Eindrücken, die sie bei der Fahrt im vergangenen Oktober nach Auschwitz bekommen hatten. Die durch die Fahrt entstandene Ausstellung war ebenfalls in Teilen ausgestellt.

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Stefan Wolfram begrüßt die Anwesenden zum Tag der Demokratie im Jugend- und Kulturzentrum „Zweite Heimat“

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Die Ministrantinnen berichten von den erschütternden Eindrücken im Rahmen der Fahrt nach Auschwitz

Das im Rahmen eines Projekts von dem Förderverein der Schiller-Schule hergestellte Musikvideo „Rassismus fängt zuhause an!“ erntete Beifall und Bewunderung für den mitreisenden Beat. Von dem im Mai 2016 im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Förderverein der Ernst-Barlach-Realschule durchgeführten Konzerts der Begegnung wurden zahlreiche Bilder gezeigt und machten noch einmal den großen Erfolg dieses Projektes deutlich. Eine bedrückte Stimmung herrschte, als das für das Konzert der Begegnung erstellte Video mit der in Höhr-Grenzhausen lebenden Familie Khello gezeigt wurde. Zum Abschluss der Woche der Demokratie bekräftigte Stefan Wolfram, Koordinierungs- und Fachstelle, noch einmal die Notwendigkeit, der Bearbeitung des Themas Demokratie weiterhin große Aufmerksamkeit zu schenken und durch entsprechende Projekte auszugestalten.